Das Editorial im März ist eines gegen das Vergessen. Im Iran und in Afghanistan kämpfen Frauen* und ihre Unterstützer*innen unter gefährlichsten Bedingungen für nichts weniger als ihre Freiheit und ihr Leben. Und das schon seit über einem halben Jahr.
Zur Erinnerung: Die Studentin Jina Mahsa Amini wurde am 13. September 2022 in Teheran von der Polizei verhaftet und starb 3 Tage später, laut Zeugenberichten und Dokumenten durch Misshandlung in Polizeigewahrsam. Ihr Tod löste die schwersten und am längsten andauernden Proteste gegen das iranische Regime seit Machtantritt im Jahr 1979 aus. Seit Beginn der Revolution wurden über 530 Personen getötet und mehr als 20.000 verhaftet.
Die Demonstrierenden, die die Menschenrechte im Afghanistan verteidigen, werden zuhauf verhaftet, geschlagen und gefoltert. Das berichtete Masiha Akrami von der afghanischen Botschaft in Österreich beim “Raising Voices” in der Präsidentschaftskanzlei in Wien am 7. März.
Und auch junge Mädchen sind die Leidtragenden. Seit November vergangenen Jahres gibt es eine Welle von Vergiftungen an iranischen Mädchenschulen. Mehr als 900 Schülerinnen mussten in Krankenhäusern behandelt werden. Mittlerweile steht fest, dass dies gezielte Vergiftungen waren, wohl um den Widerstand der jugendlichen Demonstrantinnen zu brechen.
Angesichts solcher Verbrechen ist es leicht, vor Überwältigung und Hilflosigkeit – denn, was können wir in Österreich schon machen? – in Schockstarre zu verfallen. Was wir aber auf jeden Fall tun können: Hinschauen, auch, wenn es schwierig ist. Spenden, wenn es finanziell möglich ist. Uns ein Beispiel nehmen, am Mut von den Zehntausenden, die im Iran immer noch kämpfen.
Denn: “Wir haben eine Verantwortung in der Welt, die aus unserem Glück resultiert.” Mit diesen Worten der deutsch-iranischen Journalistin Natalie Amiri möchte ich hier schließen und wünsche euch eine spannende Lektüre.